Die Warmblutstute Samira weckte ihre Besitzerin nachts telepathisch

Nach einem Umzug in einen neuen Stall am neuen Wohnort wurde Samira von anderen Pferden getrennt und musste ganz allein, ohne Sichtkontakt, auf dem Paddock stehen.

„Samira und ich sind seit 6 Jahren zusammen. Ich heiße Nadine und habe die Trakehner-PRE Mix Stute Samira im Alter von 8 Jahren aus der Zucht übernommen und sie zum Reitpferd ausgebildet. Unser gemeinsamer Weg war keinesfalls einfach, aber wir haben uns mit den Jahren richtig toll zusammengerauft und möchten einander nicht mehr missen. Samira wiehert mir sogar von der Weide entgegen, und da ist sie die einzige aus ihrer Herde, die für ihren Menschen sogar das Gras freiwillig verlässt.

Allerdings ist heute einiges anders, denn ich musste berufsbedingt in eine andere Stadt umziehen.

Dort hat mein Arbeitgeber eine Niederlassung, wo ich eingesetzt werden soll. Dazu musste ich sogar das Bundesland wechseln. Für meine Stute tat es mir besonders leid, denn sie hat sich an ihrem bisherigen Stall sehr wohlgefühlt, ebenso wie ich. Doch was sollte ich tun? Mein Job finanziert das ja alles und ich wollte meine Firma, wo ich bereits gelernt hatte, nach 20 Jahren ungern wechseln.

Ich habe in der Nähe meines neuen Wohnortes einen kleinen, netten Stall gefunden.

Es ist eher eine Stallgemeinschaft, mit 6 anderen Warmblütern, alles Stuten. Dort gibt es zwar keine Reithalle, aber einen Allwetter Reitplatz und ein schönes Ausreitgelände. Alles perfekt und günstiger ist es auch noch!

Noch vor meinem Umzug transportierte ich Samira mit dem Hänger zu ihrem neuen Stall. Ich wohnte zwei Tage im Hotel und schaute mir die Eingewöhnung an. Die ersten paar Tage wurde Samira durch einen Zaun von der Gruppe getrennt und hatte einen eigenen Unterstand. Sie konnte die anderen sehen und man gewöhnte ich so aneinander. Dann sollte Samira mit den zwei ruhigeren Stuten gemeinsam auf die Weide und sich dort mit ihnen bekannt machen, zuletzt sollten alle zusammen. Die zwei Hauptverantwortlichen versprachen mir, dass sie täglich mehrmals nach Samira schauen und mir Bescheid geben, wenn etwas sein sollte. Ich fuhr zurück und bereitete meinen Umzug vor, der eine Woche später stattfinden sollte.

Mitten in der letzten Nacht in meiner alten Wohnung schreckte ich nachts auf.

Ich hatte meinen Namen gehört.  Ich horchte angestrengt, doch es war wohl nur ein Traum. Als ich gerade wieder einschlafen wollt, blendete sich Samiras Bild vor meinen Augen ein und sie sprach zu mir. „Hey, Nadine, wann kommst du zu mir? Ich fühle mich schrecklich. Ich bin hier ganz allein.“

Ich war bestürzt. Irgendwie hatte ich vergessen, mein Pferd auch mental vorzubereiten auf den Umzug, ich war so beschäftigt gewesen und dachte nur an all die organisatorischen Dinge. Und obwohl ich mich bereits vor längerer Zeit mit der Tierkommunikation beschäftigt hatte, war ich bislang nie dazu gekommen, sie aktiv zu praktizieren. Ich wusste aber noch, wie man sich mit einem Tier über das Herz verbindet.

„Entschuldige, Samira, wir mussten leider den Ort wechseln. Morgen komme ich und dann bin ich wieder täglich bei dir“ versprach ich ihr. „Aber warum bin ich denn hier ganz alleine? Die anderen Pferde sind weg“ jammerte Samira. „Ich fühle mich sehr unsicher und bin aufgeregt.“

Ich glaubte, nicht recht zu hören, doch die Szene war zu real.

Das Gefühl von Besorgnis uns Stress kam ganz deutlich bei mir an. Natürlich darf ein Pferd nicht allein untergebracht werden, aber wieso sollten die anderen Pferde denn auf einmal weg sein?

Ich versprach Samira in dieser Nacht, dass ich mich am nächsten Tag direkt um alles kümmern würde und dass es nicht so gedacht worden wäre, dass sie alleinsteht und keine anderen Pferde in Sichtweite hat. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich dadurch etwas beruhigte.

Direkt am nächsten Morgen rief ich die Stallverantwortliche an. Ich fragte, ob etwas passiert sei, ich hätte so ein komisches Gefühl in Bezug auf mein Pferd. Daraufhin sagte sie mir, die wäre etwas unruhig, denn eine der Frauen hätte die anderen Pferde gestern auf die Weide gelassen worden, die sich hinter dem Stallgebäude befinde. Deswegen könne es sein, dass Samira die Pferde nicht immer sehen würde. Aber wir hätten ja vereinbart, dass sie bald zu den anderen könne.

Mir tat es für Samira sehr leid.

Das musste ein großer Stress für sie sein und das auch noch an einem neuen Ort! Und ich war natürlich auch sehr verwundert über diesen achtlosen Umgang mit uns als „Neue“ an dem Stall. Ich konnte mich dort leider auch nicht mehr so richtig „sicher“ fühlen und suchte für Samira daher am selben Tag eine Paddockbox in einem größeren Reitstall, wo es feste Routinen gibt, zu denen auch gehört, dass kein Pferd allein, also ohne Sichtkontakt zu anderen Pferden, stehen muss.

Ich war sehr froh, dass Samira in der Nacht Kontakt zu mir aufgenommen hatte. Seither verbinde ich mich jeden Abend vor dem Schlafengehen mit ihr und frage, ob alles in Ordnung ist. Unsere Beziehung ist noch intensiver geworden dadurch!